Wie entstand die Idee des TV-N NW Rechners?
Erfahren Sie hier wie alles begann…
Der Anfang des Jahres 2024 war geprägt von Streiks und dem neuen Spartentarifvertrag, und die Begeisterung über die ab September wirksame Erhöhung der Zeitzuschläge war in allen Gesichtern deutlich erkennbar. Die Steigerung um 10% bei Über-, Samstags-, Sonntags-, Feiertags- und Nachtstunden klang nach einer hervorragenden Idee und versprach eine spürbare Verbesserung für die Arbeitnehmer. Zudem werden ab September 2024 alle Zeitzuschläge in der eigenen Stufe mindestens ab der 4. Stufe ausgezahlt, was für viele Beschäftigte eine erhebliche finanzielle Aufwertung bedeutet.
Wieso eine App?
Am Anfang stand die Frage, was diese neuen Regelungen konkret bedeuten: „Wie viel wird jetzt eine Überstunde wert sein?“ fragte ich mich selbst. In einer ruhigen Minute erstellte ich schnell eine Excel-Tabelle, in der ich die neuen Parameter eingab und berechnete, welchen Wert eine Überstunde nun haben würde. Diese Excel-Tabelle verbreitete sich rasch unter den Kollegen. Allerdings konnte sie nur auf Geräten mit Office-Zugang genutzt werden, was ihre Verfügbarkeit einschränkte. So entstand die Idee, eine App zu entwickeln, mit der man die neuen Zeitzuschläge unkompliziert berechnen kann.
Die Anfänge der App:
Als Android-Nutzer lag es nahe, eine Android-App zu entwickeln. Als frisch gebackener Ingenieur dachte ich, es wäre eine ausgezeichnete Gelegenheit, meine neu erworbenen Programmierkenntnisse anzuwenden und zu vertiefen, um sie nicht gleich wieder zu vergessen. Es war jedoch naiv zu glauben, dass es eine schnelle Angelegenheit wäre, nebenberuflich eine Android-App zu entwickeln und zu veröffentlichen. Nicht einmal eine geeignete Entwicklungsumgebung war mir bekannt, in der ich eine App programmieren konnte. Durch YouTube-Tutorials wurde mir empfohlen, mich einfach für eine Programmiersprache und eine Entwicklungsumgebung zu entscheiden und mich nicht mit zu vielen Details aufzuhalten (was ich anfangs natürlich dennoch tat).
Die ersten Überlegungen:
Zu Beginn musste ich mir überlegen, was überhaupt die Kernaufgaben sind, die die App erfüllen soll. Schnell wurde mir klar, dass die folgenden Punkte unerlässlich waren:
- Entgeldtabellen: Es sollten alle Entgelttabellen enthalten sein, die zum jeweiligen Zeitpunkt verfügbar sind.
- Berechnung der Zeitzulagen: Alle Zeitzulagen sollten mit der individuellen Entgeldgruppe und Stufe verrechenbar sein.
- Auszahlung von Überstunden: Überstunden auszahlen sollte eine Funktion sein
- Brutto-Netto-Rechner: Einen Brutto-Netto-Rechner, der inklusive der steuerfreien Zulagen den monatlichen Nettolohn berechnen (schätzen) kann.
- Darüber hinaus sollte die App einfach nutzbar, schnell und fehlerfrei sein.
Aller Anfang ist schwer:
Ich entschied mich schließlich für die Entwicklungsumgebung Android Studio, die Programmiersprache Kotlin und das Framework Jetpack Compose. Eifrig begann ich, die Entwicklungsumgebung zu konfigurieren und mich durch die ersten Tutorials zu arbeiten. Nach einiger Zeit wurde mir bewusst, dass dieses Projekt länger als nur ein paar Wochen dauern würde. Um Zeit zu sparen, griff ich auf eine von Google bereitgestellte Vorlage zurück, die ich dann entsprechend meinen Bedürfnissen anpasste.
Die erste Version:
Die App startete zunächst mit einigen Textfeldern, in denen man seine individuelle Lohngruppe und Stufe eingeben konnte. Dies war zwar relativ fehleranfällig, aber für die ersten Tests ausreichend.
Als Nächstes sollte die Möglichkeit geschaffen werden, Entgelttabellen aufzurufen und schnell die relevanten Informationen zu finden.
Das erwies sich jedoch als gar nicht so einfach, da die Entgelttabellen nicht zentral in einer Datenbank abrufbar sind, sondern überall verteilt und teilweise schwer im Internet zu finden sind. Glücklicherweise ist der TV-N NW im Vergleich zu anderen Tarifverträgen des TV-N relativ gut zugänglich. Dennoch erforderte es einiges an Recherche und Aufwand, um alle notwendigen Daten zusammenzutragen und in die App zu integrieren.
Am Anfang wurde eine frühe Version des TV-N NW Rechners wurde als Testversion bei Google Console hochgeladen und war somit für ausgewählte Tester im Google Play Store verfügbar. Der Prozess war relativ unkompliziert und erforderte eine Investition von 25 US-Dollar (etwa 25 Euro) für eine Entwicklerlizenz. Die Tester lieferten nach und nach wertvolle Rückmeldungen über mögliche Verbesserungen, sodass die App Stück für Stück an Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit gewann.

Der Geschlossene Test
Um eine App im Google Play Store zu veröffentlichen und für Milliarden von Menschen zugänglich zu machen, müssen bestimmte Kriterien erfüllt werden, insbesondere wenn das Entwicklerprofil nach 2023 erstellt wurde. Google hat zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen eingeführt, um die Qualität und Sicherheit der Apps zu gewährleisten. Dazu gehören umfangreiche Überprüfungen und Richtlinien, die eingehalten werden müssen.
Am Anfang entschied ich mich, die App zunächst in einem geschlossenen Test zu belassen. Dies ermöglichte es mir, die App mit einer ausgewählten Gruppe von Nutzern zu teilen und ihr Feedback direkt in die Weiterentwicklung einfließen zu lassen, ohne den strengen Veröffentlichungsprozess für die breite Öffentlichkeit durchlaufen zu müssen. Die Tester waren meist Kollegen und Freunde, die die App in ihrem Arbeitsalltag einsetzten und mir wertvolle Einblicke in die praktischen Anforderungen und Wünsche der Nutzer gaben.
Weiterentwicklung und neue Funktionen
Mit jeder neuen Version der App wurden weitere Funktionen hinzugefügt und bestehende optimiert. Eine der wichtigsten Erweiterungen war die Implementierung eines Brutto-Netto-Rechners, der es den Nutzern ermöglicht, ihren monatlichen Nettolohn unter Berücksichtigung der steuerfreien Zulagen zu schätzen. Dies war eine Herausforderung, da steuerliche Berechnungen komplex sind und viele individuelle Faktoren berücksichtigen müssen.
Zudem wurde die Benutzeroberfläche kontinuierlich verbessert, um die App noch intuitiver und ansprechender zu gestalten. Ich integrierte Dropdown-Menüs für die Auswahl der Entgeltgruppen und Stufen, um Fehler bei der Dateneingabe zu minimieren. Auch die Darstellung der Ergebnisse wurde überarbeitet, sodass die Nutzer auf einen Blick alle relevanten Informationen erfassen können.
Die öffentliche Veröffentlichung
Nachdem die App in den geschlossenen Tests stabil lief und positive Rückmeldungen erhielt, bereitete ich die öffentliche Veröffentlichung im Google Play Store vor. Dies erforderte weitere Schritte, wie das Erstellen von ansprechenden App-Store-Einträgen, Screenshots und einer ausführlichen Beschreibung der App-Funktionen. Zudem mussten alle Richtlinien von Google exakt eingehalten werden, um eine Ablehnung im Überprüfungsprozess zu vermeiden.
Nach einer gewissen Wartezeit und einigen kleineren Anpassungen wurde die App schließlich freigegeben und stand nun allen Android-Nutzern zur Verfügung. Am Anfang waren die ersten Reaktionen überwältigend positiv. Viele Nutzer bedankten sich für das hilfreiche Tool und gaben wertvolles Feedback für weitere Verbesserungen.
Herausforderungen und Lösungen
Eine der größten Herausforderungen während der Entwicklung war die kontinuierliche Aktualisierung der Tarifdaten. Da Tarifverträge regelmäßig angepasst werden, musste ich einen Weg finden, diese Änderungen zeitnah in der App zu berücksichtigen. Am Anfang entwickelte ich ein System, das es mir ermöglicht, die Daten einfach zu aktualisieren, ohne dass die Nutzer die App ständing neu installieren müssen.
Ein weiteres Hindernis war die Kompatibilität mit verschiedenen Android-Versionen und Gerätetypen. Durch umfangreiche Tests auf unterschiedlichen Geräten konnte ich sicherstellen, dass die App auf möglichst vielen Smartphones und Tablets reibungslos funktioniert.
Zukunftspläne
Die Entwicklung des TV-N NW Rechners ist ein fortlaufendes Projekt. Zukünftig plane ich, weitere Tarifverträge und Bundesländer in die App zu integrieren, um noch mehr Arbeitnehmern einen Mehrwert zu bieten. Auch die Entwicklung einer iOS-Version steht auf meiner Agenda, um die App für eine breitere Nutzerbasis zugänglich zu machen.
Des Weiteren denke ich über die Implementierung zusätzlicher Funktionen nach, wie zum Beispiel:
- Benachrichtigungen über Tarifänderungen: Nutzer könnten automatisch informiert werden, wenn es Änderungen in ihrem Tarifvertrag gibt.
Schichtplan-Integration: Die Möglichkeit, persönliche Schichtpläne zu importieren und die entsprechenden Zuschläge automatisch berechnen zu lassen.
Sprachunterstützung: Die App in mehreren Sprachen anzubieten, um auch internationalen Nutzern den Zugang zu erleichtern.
Fazit
Die Idee für den TV-N NW Rechner entstand aus einem persönlichen Bedürfnis heraus und entwickelte sich zu einem umfangreichen Projekt, das vielen Menschen den Arbeitsalltag erleichtert. Die Reise von der ersten Excel-Tabelle bis zur voll funktionsfähigen App war mit zahlreichen Herausforderungen, aber auch mit vielen Erfolgserlebnissen verbunden. Die positive Resonanz der Nutzer motiviert mich, die App ständig weiterzuentwickeln und neue Funktionen zu implementieren.
Die Erfahrungen, die ich während dieses Projekts gesammelt habe, sind unbezahlbar. Sie haben nicht nur meine Programmierkenntnisse vertieft, sondern mir auch gezeigt, wie wichtig es ist, auf das Feedback der Nutzer einzugehen und flexibel auf neue Anforderungen zu reagieren.
Dankeschön
An dieser Stelle möchte ich allen danken, die mich auf diesem Weg unterstützt haben. Ohne das Feedback und die Anregungen der Tester und Nutzer wäre die App nicht das, was sie heute ist. Ich freue mich auf die weitere Entwicklung und darauf, gemeinsam mit euch den TV-N NW Rechner noch besser zu machen.
Hier klicken, um den Rechner zu testen: klick
One response
Super Idee und App! Sehr praktische und nützliche Anwendung. Und auch sehr spannend, wie du darauf gekommen bist und diesen Weg gegangen bist. Danke fürs Mitnehmen!